Der Druckauftrag 2

((c) Udo Stelzl)

findet am 16.6. 2012 im Forum Stadtpark statt. um 21:00 ungefähr.

es geht wieder um bürokratische probleme: was ist der sinn und zweck unseres büros überhaupt? dazu kurz ein beispiel: im bezirksgericht klagenfurt ist im februar dieses jahres eine lebensnahe amoklaufübung durchgeführt worden. ohne dass die büroangestellten und die anderen angestellten informiert waren, wurde ein amoklauf nachgestellt. ein fiktives opfer, von einem polizeibeamten gespielt, wurde dabei fiktiv in den kopf geschossen. einige der angestellten erlitten ein trauma und sind noch heute arbeitsunfähig. zweck der übung war es, auf sicherheitsmängel vorzubereiten und die angestellten bereit zu machen für den ernstfall.

möglicherweise sind funktion und ziel von unserem büro, und den spielen, die hier gespielt werden, so etwas ähnliches: die simulation des ernstfalles, damit wir vorbereitet sind, falls er eintritt, oder: damit wir besser damit umgehen können, falls er schon längst eingetreten ist. es ist natürlich ein spiel, und im gegensatz zu den dienststellenleitern des kärtner bezirkgerichts wissen wir, dass man sich mit der wirklichen katastrophe nur beschäftigen kann, wenn man ein spiel spielt, das kein trauma verursacht, sondern distanz und möglicherweise auch spaß macht. sicherheitsbeauftragte in bezirkgsgerichten und großräumbüros sollten alle brecht lesen, damit sie sinn und zweck von VERFREMDUNGSEFFEKTEN verstehen.

der ernstfall oder die katastrophe ist wahrscheinlich nichts, was man sofort als ernstfall oder katastrophe erkennen wird. darauf sind ja die meisten büros vorbereitet. aus der managementliteratur wissen wir, dass die katastrophaleren krisen die sind, die langsam und schleichend kommen. angestellte in büros verhalten sich manchmal wie frösche, die im lauwarmen wasser schwimmen. wenn sich das wasser ganz langsam aber beständig erhitzt, werden die frösche bei lebendigem leib gekocht, ohne dass sie den punkt registrieren, an dem sie aufhören zu atmen. weil sie den kopf nicht frei kriegen und deshalb keine distanz mehr zu ihrere eigenen situation haben, checken sie nicht den temperaturunterschied zwischen ihrem körper und dem büro, in dem sie schwimmen.

der chef hat meistens mehr distanz und ist dafür zuständig immer wieder rauszugehen und den finger reinzuhalten, oder auch eine thermometer, um abzuschätzen, ob die temperatur schon lebensbedrohlich ist oder nicht. der chef braucht, um den unterschied von körper und büro zu spüren, einen kühlen kopf beziehungsweise einen kalten körper. das gilt auch für politiker, diktatoren, regisseure, generaldirektoren, manager, haushaltsvorstände. wenn die hierarchien immer flacher werden, wird es schwierig, und die büros müssen selber katastrophenübungen machen und den ernstfall simulieren, ohne traumata auszulösen. das ist ungefähr die funktion des büros.

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